L`objet qui rapelle
2016
Der Ausstellungsbeitrag «L'objet qui rapelle» ist in Folge einer Einladung zum Designsymposium «Take Action» im März 2016 an der Zürcher Hochschule der Künste entstanden. Zum einen setzt sich dieser mit den Erkenntnissen und Erfahrungen der vorangegangenen Spendenereignisse «Mehr Stutz Mehr Empathie» vom Oktober bis Dezember 2015 auseinander und bündelt diese in einem Manifest. Zum anderen erinnern wir gestalterisch sehr ein- und aufdringlich daran, dass die Masse und Not der Menschenströme, die nach Europa flüchten, nicht geringer geworden sind. Das Ausmaß der Situation visualisierte sich auf erschütternde Weise durch ungeheuerliche Bergmassive von gestrandeten Schwimmwesten auf Lesbos. Eine dieser Schwimmwesten stellten wir aus und forderten die Besucher*innen auf sich ein Stück herauszuschneiden – als «L´objet qui rapelle». Ein Objekt, das ständig daran erinnert wie viele Menschen sich aus Not auf den Weg nach Europa machen, wie viele Menschen auf ihren Weg sterben oder in Camps verharren, wie viele Menschen in den europäischen Ländern Unterstützung brauchen – vor allem aber soll es dazu auffordern selber aktiv zu werden.
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Manifest
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Einfach machen! Werde aktiv und engagiere dich. |
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Fehler passieren. Es sind Fehler passiert. Wir haben daraus gelernt. Wir lernen weiter. Es werden wieder Fehler passieren. |
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Handeln, nicht zerreden. Nicht in intellektuellen Debatten das Warum und Wieso zerreden. Es gibt immer ein Argument dagegen und eines dafür. Einfach machen! |
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Keine Zeit zu haben ist kein Argument! Wir verstehen unseren Aktivismus als Teil unserer gestalterischen Praxis. Wir nehmen uns Zeit. |
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Empathie, Haltung und Zivilcourage zeigen. Diese Komponenten sind ausschlaggebend für unsere Aktivität. |
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Hinsehen, aushalten und in Bewegung setzen – Gestaltung ist unsere Stimme. Wir stellen uns den Dingen, die uns Angst machen und nutzen die Emotionen, die sich daraus entwickeln. Gefühle wie Machtlosigkeit, Angst, Trauer und Wut können wir nutzen, um gestalterische Prozesse auszulösen. |
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Verantwortung übernehmen. Als privilegierte Menschen Verantwortung übernehmen gegenüber allen Menschen, die nicht vom Wohlstand der letzten siebzig Jahre profitieren konnten oder in weniger privilegierten Lebensumständen aufwachsen sind. |
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Autonom denken. Bürokratische Hürden nicht immer schon mitbedenken, das bremst ab. |
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Direktes Agieren ist nicht gleich politischer Prozess. Als Privatperson ist schnelles Handeln einfacher, politische Prozesses sind langwierig und funktionieren nicht immer zugunsten von Menschenrechten und im Sinne eines Rechtsstaats. |
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Nicht locker lassen. Umfeld immer wieder herausfordern und zum Denken und Handeln animieren. |
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Humanitäre Tradition in der Schweiz auch in unsicheren Zeiten aufrechterhalten. Auch wenn die gegenwärtige Lage sowohl emotional als auch effektiv prekär wird, an der Haltung der humanitären Tradition festhalten, festhalten, festhalten. |
⟩ | Irritation und Provokation |
Credits | KONZEPT/ UMSETZUNG Andrea Roca, Henriette-Friederike Herm |