50 Jahre Frauenstimmrecht, 40 Jahre Gleichstellungsparagraf in der
Bundesverfassung:
«Mann und Frau sind gleichberechtigt. Das Gesetz sorgt für ihre rechtliche und tatsächliche
Gleichstellung, vor allem in Familie, Ausbildung und Arbeit. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.» In zahlreichen Lebensbereichen ist die
Gleichberechtigung zwar vordergründig vorhanden, hintergründig nimmt sie jedoch benachteiligende Formen an. Ziel ist es, dass der Austausch über Rollenbilder, deren Konnotationen und
resultierende Auswirkungen selbstverständlich werden. Wir wollen die subtilen Alltagsdiskriminierungen sammeln, auswerten, publik machen. Sammeln (1) Wie ist die Bilanz der tatsächlichen
Gleichberechtigung im Alltag? Digitale und analoge Briefkästen sammeln Begebenheiten von subtiler Alltagsdiskriminierung in Form von Erzählungen und/oder visuellen Eindrücken. Diese stehen
als visuelle Interventionen an zentralen Institutionen und erzeugen Aufmerksamkeit durch ihr Erscheinungsbild: Produktinterventionen animieren, sich mit individuellen Geschichten zu
beteiligen und so zu einem Dialog der Gleichstellung beizutragen. Auswerten (2) Wo liegen die grössten Diskrepanzen zwischen der formalen und realen Gleichberechtigung? Kulturpublizistinnen
und Forscherinnen stellen die gesammelten Alltagsdiskriminierungen in einen zeitgenössischen Kontext. Die Essenz der ausgewerteten Diskrepanzen wird in Form einer Publikation zusammengefasst,
um den Dialog zwischen den Kontroversen weiter voranzutreiben. Publik machen (3) Wie stellen wir uns eine Gleichberechtigte Zukunft vor? Die Gestaltung dient als Mittel zur Kommunikation.
Unsere Strategie ist das Hacking (4), mit dem wir gezielt Inhalte in einen Personenkreis implementieren. Wir hacken anhand unserer Erkenntnisse Jasskarten, Magazine und Alltagsprodukte.
Voraussetzung für «Schema F*» ist die interdisziplinäre Anlage (5) des Projekts. Unser diverses Netzwerk ist die Grundlage für die Ausgestaltungs- und Ausbreitungsstrategie.
«(...) I say the revolution will have to start in our homes, by achieving
equal rights for women.» (Qiu Jin)
Nach wie vor besteht ein grosser Handlungsbedarf, stereotype Rollenvorstellungen weichen sich nur langsam auf. Im persönlichen und beruflichen
Alltag ist immer noch ein Ungleichgewicht zu verzeichnen, das sich sowohl vordergründig prozentual messen lässt, hintergründig jedoch viel subtilere Formen annimmt. Sozialisierte
Gendermodelle sind durch Kommunikation, Austausch und Sensibilisierung aufzuweichen. Der Dialog über Gender-Ungleichheit sowie die daraus resultierenden Auswirkungenim gesellschaftlichen
Kontext müssen selbstverständlich und alltäglich werden. Themen wie Feminismus, Diskriminierung und Gleichstellung sollen leicht und lustvoll zugänglich gemacht werden. Das Jubiläum des 50.
Jahrestages zum Frauenstimmrecht ist der Initialzünder Barrieren abzubauen. Diskriminierung ist keine Nischendiskussion und «keine Diskriminierung» darf nicht zu einer Besonderheit werden.
Diskurse über Rollenbilder, Feminismus und Gleichstellung sollen zur zeitgenössischen Normalität dazu gehören.
«Ich kämpfe gegen die Voreingenommenheit des Spießbürgers, der in mir ein
Phänomen, eine Abnormität sucht.» (Lili Elvenes
Wir verhandeln die Thematik inklusiv nicht exklusiv. Wir führen Dialoge und keine Monologe. Der Gegensatz zwischen gesetzlich
festgelegter und gelebter Gleichberechtigung sowie die blinden Flecken decken wir auf. Damit wird diese Problematik omnipräsent in unser aller Alltag. Die rhizomartige Ausbreitung und
Viralität des Projekts durch verschiedene gestalterische Mittel führen einerseits zu Inklusion, andererseits setzen wir dem Thema eine Leichtigkeit, Natürlichkeit, und Nonchalance
entgegen.